Produktivitätssteigerung von bis zu 50 Prozent für Industrieunternehmen angestrebt
Siemens erweitert Industrial Copilots mit KI-Agenten für Automatisieren der Automatisierung
Dienstag, 13. Mai 2025
| Redaktion
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Siemens erweitert sein Angebot an industrieller KI mit fortschrittlichen KI-Agenten
Siemens erweitert sein Angebot an industrieller KI mit fortschrittlichen KI-Agenten, Bild: Siemens

Siemens hat auf der Industriemesse Automate 2025 in Detroit eine Erweiterung seines Angebots für industrielle künstliche Intelligenz um KI-Agenten vorgestellt. Eingebettet in das etablierte Industrial Copilot-Ökosystem von Siemens stellt diese neue Technologie eine grundlegende Veränderung von KI-Assistenten dar. Anstelle nur auf Anfragen zu reagieren, führen autonome Agenten proaktiv ganze Prozesse ohne menschliches Mitwirken aus. Grundlage der neuen KI-Agenten-Architektur ist ein hochentwickelter Orchestrator. Er nutzt einen Werkzeugkasten spezialisierter Agenten, um komplexe Aufgaben entlang der industriellen Wertschöpfungskette zu lösen. Die Agenten agieren intelligent und autonom. Sie verstehen die Absicht, verbessern ihre Leistung durch kontinuierliches Lernen und greifen bei Bedarf auf externe Werkzeuge und andere Agenten zu. Der Anwender behält die volle Kontrolle und entscheidet, welche Aufgaben er an die KI-Agenten delegiert.

„Mit unseren industriellen KI-Agenten gehen wir über das übliche Frage-Antwort-Paradigma hinaus und schaffen Systeme, die selbstständig komplette industrielle Workflows ausführen können", sagt Rainer Brehm, CEO Factory Automation bei Siemens. „Indem wir die Automatisierung selbst automatisieren, zielen wir auf Produktivitätssteigerungen von bis zu 50 Prozent für unsere Kunden und verändern damit grundlegend, was im industriellen Betrieb möglich ist.“

Automatisierung: So funktioniert die KI-Agenten-Architektur von Siemens

Dabei unterscheidet der Ansatz von Siemens zwischen den Industrial Copilots, also den Schnittstellen, mit denen Anwender interagieren, und den KI-Agenten, die diese im Hintergrund steuern. Darüber hinaus entwickelt Siemens digitale Agenten und integriert physische Agenten, darunter mobile Roboter. Auf diese Weise schafft Siemens ein umfassendes Multi-KI-Agenten-System, in dem die Agenten eng miteinander verbunden sind und zusammenarbeiten. Der Unterschied zwischen dem Ansatz von Siemens und anderen besteht in der Orchestrierung dieser Agenten mithilfe eines umfassenden Ökosystems. Denn diese Agenten arbeiten nicht nur mit anderen Siemens-Agenten zusammen. Sie können auch mit Agenten von Drittanbietern integriert werden, was ein bisher unerreichtes Maß an Interoperabilität ermöglicht.

Zur weiteren Beschleunigung der Einführung und Entwicklung plant Siemens die Einrichtung eines Marktplatzes für industrielle KI-Agenten auf dem Siemens Xcelerator Marketplace. Kunden können dort nicht nur auf Siemens-eigene KI-Agenten zugreifen, sondern auch auf solche, die von Drittanbietern entwickelt wurden.

Allumfassender Siemens Industrial Copilot 

Ergänzt um industrielle KI-Agenten adressiert der Siemens Industrial Copilot jeden Schritt entlang der industriellen Wertschöpfungskette - über Prozess- und diskrete Industrien hinweg.

Effizienzsteigerung in der Produktentwicklung

Design Copilot: Derzeit verfügbar für NX CAD, hilft Anwendern, neue Wege der Kreativität zu beschreiten, indem der Produktdesignprozess beschleunigt wird. Konstrukteure können durch komplexe Daten navigieren, Kompromisse abwägen und bereichsübergreifende Aufgaben effizienter erledigen. Anwender stellen dem KI-gestützten Assistenten Fragen in natürlicher Sprache. Sie können schnell auf detailliertes technisches Wissen zugreifen und komplexe Konstruktionsaufgaben rationalisieren. All dies führt zu erheblichen Effizienzsteigerungen in der Produktentwicklung. Siemens entwickelt derzeit auch einen Hydrogen Configurator für den Entwurfsprozess von Wasserstoffproduktionsanlagen. Damit können Anwender nahtlos Blockschaltbilder mit präzisen Layouts der Anlagenteile und Verbindungen erstellen.

Planning Copilot: Diese Lösung optimiert die Produktionsplanung, Ressourcenzuweisung und Terminierung durch generative KI-basierte Erkenntnisse und hilft Herstellern, die Effizienz zu maximieren und Ausschuss zu minimieren. Der Planning Copilot befindet sich in einer Vorabversion und wird bei ersten Kunden eingesetzt.

Generierung von Automatisierungscode durch Eingabe in natürlicher Sprache

Engineering Copilot: Er ist für das TIA Portal verfügbar und wird im Laufe des Jahres als Managed Service angeboten. Der Copilot ermöglicht Engineering ohne repetitive Aufgaben. Er ist das erste KI-basierte generative Produkt für die Automatisierungstechnik, mit dem Ingenieure Automatisierungscode durch Eingaben in natürlicher Sprache erzeugen können, was die SCL-Codegenerierung beschleunigt und Fehler minimiert. Im Bereich der Prozessindustrie wird der Copilot für die P&ID-Digitalisierung bereits von mehreren Kunden getestet. Hierbei handelt es sich um einen KI-basierten Cloud-Service zur Digitalisierung und Konsolidierung alter P&IDs.

Ganzheitliche Sicht auf die gesamte Produktionsanlage

Operations Copilot: Dieser Copilot, der derzeit für Insights Hub verfügbar ist, bietet ganzheitliche Einblicke in die gesamte Produktionsanlage. Auf der Maschinenebene plant Siemens bis Ende 2025 auch einen Operations Copilot für Anwender auf der Feldebene einzuführen. Mit diesem neuen Produkt sollen Bediener, Servicetechniker und Wartungsingenieure effizienter arbeiten können, indem sie Maschinendaten abfragen und in natürlicher Sprache Hinweise zur Fehlerbehebung erhalten. Der Operations Copilot kann einfach auf Maschinenebene implementiert werden, um Maschinenanweisungen und Bedienerführung bereitzustellen.

Der auf generativer KI basierende Assistent „Simatic eaSie“ ermöglicht in der Prozessindustrie Technikern und Instandhaltern per Chat oder Sprachinteraktion den Zugriff auf relevante Anlagen- und Maschinendaten. Das macht Betrieb und Wartung sowohl in der Leitwarte als auch im Feld zuverlässiger und sicherer.

Diagnose auf Expertenniveau für Wartungsteams

Service Copilot: Der Wartungs-Copilot Senseye bietet Wartungsteams Diagnosen auf Expertenniveau, ohne dass spezielle technische Kenntnisse erforderlich sind. Diese Lösung, die kürzlich über die vorausschauende Wartung hinaus auf den gesamten Wartungslebenszyklus erweitert wurde, unterstützt alles von reaktiven Reparaturen bis hin zu vorausschauenden und präventiven Strategien. Pilotimplementierungen haben gezeigt, dass die reaktive Wartungszeit um durchschnittlich 25 Prozent reduziert werden kann.

Fachkräftemangel in der Produktion überwinden

Bereits jetzt liefert der Siemens Industrial Copilot messbare Ergebnisse - sowohl in den eigenen Werken von Siemens als auch bei Kunden auf der ganzen Welt. Bei Thyssenkrupp Automation Engineering, wo die Technologie weltweit eingeführt wird, haben die Ingenieure Verbesserungen bei der Codequalität und der Entwicklungsgeschwindigkeit festgestellt. Am Siemens-Standort Bad Neustadt hat der Insights Hub Production Copilot den Produktionsbetrieb verändert, indem er verstreute Daten in verwertbares Wissen umwandelt.

Siemens lässt industrielle KI-Agenten und Menschen zusammenarbeiten

„In einer Fabrikumgebung verbinden unsere industriellen KI-Agenten verschiedene Copiloten und automatisieren Arbeitsabläufe über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. So entsteht ein einheitlicher Ansatz, der industrielle KI für jeden zugänglich macht, unabhängig von seinem technischen Hintergrund oder Erfahrungsstand", so Brehm. „Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der industrielle KI-Agenten nahtlos neben menschlichen Mitarbeitern arbeiten und Routineprozesse selbstständig erledigen, während sich Menschen auf Innovation, Kreativität und komplexe Problemlösungen konzentrieren können."

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