
Künstliche Intelligenz entscheidet zunehmend über Erfolg oder Scheitern in der industriellen Produktion. Gerade europäische Unternehmen laufen Gefahr, bei dieser Spitzentechnologie den Anschluss zu verlieren. Dabei sind industrietaugliche KI-Lösungen in allen Ausprägungen verfügbar und einfacher denn je zu realisieren. Die Automatica wird dies im Juni 2025 eindrucksvoll unter Beweis stellen. Eine Umfrage des Forschungsdienstes Statista vom Dezember 2024 unterstreicht die Brisanz der Situation. So ist die Verbreitung von KI-Technologien in der Produktion in China mit 94 Prozent am höchsten. Mit überraschend großem Abstand folgen die USA auf Platz zwei. Hier setzt mit 46 Prozent knapp die Hälfte der produzierenden Unternehmen auf KI. Die DACH-Region bildet mit nur 20 Prozent das Schlusslicht der Umfrage.
Einer, der das nicht verstehen kann, ist Christian Fenk, CSO beim Münchner KI-Spezialisten Robominds: „Was das Angebot an KI-Lösungen für die Produktion betrifft, zählt Europa zu den Weltmarktführern. Wer das bezweifelt, sollte nach München zur Automatica kommen und sich von dem breiten KI-Angebot für alle Bereiche der Automation überzeugen lassen. Unternehmen, die den Einstieg in diese Technologie dennoch hinauszögern, riskieren ihre Wettbewerbsfähigkeit.“
US-Präsident Donald Trump hingegen hat die Bedeutung von KI erkannt. Gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit will er mit dem 500 Milliarden Dollar schweren „Stargate“-Paket die KI-Infrastruktur der USA auf ein neues Niveau heben. Diese massive Investition in eine Schlüsseltechnologie soll nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, sondern auch den Wohlstand und die Souveränität der gesamten Nation sichern. Zeit für Europa zu handeln.
Mit intelligenter Automatisierung das Unmögliche möglich machen
Wie wichtig künstliche Intelligenz für die Wettbewerbsfähigkeit ist, zeigt das Beispiel eines norddeutschen Kunststoffverarbeiters, der eine hohe Varianz von Bauteilen für die Montage vorpositionieren muss. Eine klassische Automatisierung scheidet aus, da die enorme Artikelvarianz einen immensen Programmieraufwand sowie permanente Anpassungen im Programmablauf nach sich ziehen würde.
Mit einer KI-Lösung, die selbstständig auf Veränderungen reagiert, konnte Robominds das Problem lösen. Durch die Kombination von Roboter, Robobrain und entsprechenden KI-Fähigkeiten können Artikel in allen Varianten ohne Programmier- und Teach-Aufwand erkannt, gegriffen und vereinzelt werden. „Echte künstliche Intelligenz als Bindeglied für unstrukturierte Prozesse eröffnet völlig neue Anwendungsfelder in der Automatisierung. Auch wenn sich die Produktvarianz des Kunden noch weiter verändert, ist er dank KI bestens aufgestellt und kann auch in Zukunft flexibel reagieren“, so Tobias Rietzler, CEO bei Robominds.
Intelligente 3D-Vision ersetzt Teachen und Programmieren
Eine wesentliche Voraussetzung für die Realisierung intelligenter Robotiklösungen ist die Kombination von 3D-Vision mit leistungsfähiger KI. Diese Technologie ermöglicht es Robotern, situationsabhängig zu agieren und dynamische Aufgaben zu übernehmen. Damit wird eine Abkehr von starr programmierten Abläufen möglich und die Maschinen erreichen ein Höchstmaß an Autonomie.
Auf der Automatica zeigen zahlreiche Anbieter aus der Bildverarbeitung, wie solche Lösungen in der Praxis aussehen, darunter auch Start-ups wie Mech-Mind Robotics. Das 2016 gegründete Unternehmen hat mit Unterstützung von Intel und weiteren Investoren eine Gesamtfinanzierung von über 200 Millionen Dollar eingesammelt und zählt bereits heute zu den Top-Playern, wenn es um die Lösung anspruchsvoller Automatisierungsaufgaben mit KI und Deep Learning geht.
Für die Fachbesucher bietet sich an den Ständen der Aussteller wie Basler, Carl Zeiss, IDS, "MVTec" oder VMT die Gelegenheit, sich über den aktuellen Stand der Technik in der KI-gestützten Bildverarbeitung zu informieren. Sie erfahren, welche Aufgaben sich damit lösen lassen , wie einfach diese Systeme zu integrieren sind was sie kosten und wie es mit der Amortisation aussieht.
Sprachliche Programmierung von Robotern mit generativer KI
Mit Spannung wird auch erwartet, welche Neuentwicklungen die Unternehmen auf der Automatica zeigen werden. Noch nie haben sich so viele Roboterhersteller angemeldet wie in diesem Jahr. Viele Erstaussteller kommen dabei aus dem asiatischen Raum. Ein KI-Thema, das in naher Zukunft von entscheidender Bedeutung sein wird, ist die Sprachprogrammierung. Wenn Roboter über natürliche Sprache programmiert werden könnten, wäre die größte Hürde für ihren Einsatz mit einem Schlag genommen. Und tatsächlich rückt der Traum von der einfachen Sprachprogrammierung in greifbare Nähe, wie ein Blick nach Augsburg zeigt.
Generative künstliche Intelligenz übersetzt natürliche Sprache in Codes
Seit einiger Zeit beschäftigt sich ein Team bei Kuka mit generativer KI für die Erstellung von Programmiercodes. Worum es dabei geht, fasst Roland Ritter, Leiter Software Portfolio Management bei Kuka, zusammen: „Wir entwickeln derzeit einen KI-Chatbot, der Befehle in natürlicher Sprache in Codes überführt, um den Roboter so für die jeweilige Aufgabe zu programmieren. Gelingt dies, kann jedermann den Einstieg in die Roboterprogrammierung meistern.“
Momentan laufen die Versuche noch in einer virtuellen Umgebung, noch wird der digitale Zwilling genutzt, um KI-generierte Roboterprogramme zu testen und für den Einsatz in der realen Welt fit zu machen. Doch die Entwicklung schreitet voran und es ist nur eine Frage der Zeit, bis KI-Assistenten und Roboterprogrammierung Hand in Hand gehen.
Mobile Roboter: Autonomie durch künstliche Intelligenz
Wie bei den stationären Robotern spielt künstliche Intelligenz auch bei den mobilen Robotern eine Schlüsselrolle. Hier dürfte der Einfluss im Bereich der autonomen Navigation am größten sein, denn mit Hilfe von KI ist ein vollständig autonomer Einsatz von AMRs in komplexen, sich ständig verändernden Umgebungen möglich. Nicht umsonst hat ABB Robotics 2023 Sevensense Robotics übernommen. Das Schweizer Unternehmen ist auf die VSLAM-Technologie (Visual Simultaneous Localization and Mapping) spezialisiert. Diese KI-basierte Technologie gilt als Game Changer, da sie es AMR ermöglicht, sich in unbekannter Umgebung zu orientieren und präzise zu navigieren. Sami Atiya, Leiter der Division Robotics & Factory Automation bei ABB: „Ausgestattet mit Bildverarbeitungstechnologie und KI scannt jeder mobile Roboter einen bestimmten Teil des Gebäudes. Die Blickfelder aller Roboter werden zu einer vollständigen Karte zusammengefügt, sodass die AMR auch in sich schnell verändernden Umgebungen autonom arbeiten können.“
Mit welchen Systemen die zahlreichen Anbieter von AGVs und AMRs navigieren und welche unterschiedlichen Logistikaufgaben sich damit lösen lassen, wird ebenfalls auf der Automatica zu sehen sein. Das Angebot ist riesig, der Markt auch. Und das gilt für das gesamte Angebotsspektrum in allen Ausstellungsbereichen, vom Greifer bis zum Cobot: Überall steckt KI drin und überall sorgt diese Technologie für Quantensprünge in Sachen Effizienz und Wirtschaftlichkeit.