Mutige Unternehmen gesucht
IT-OT-Konvergenz: Digitale Zwillinge als Brückentechnologie für die Industrie 4.0
Freitag, 01. August 2025
| Redaktion
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Das Gespräch über digitale Zwillinge mit Prof. Martin Ruskowski und Philip Harting wurde von Dr. Ingo Herbst moderiert
Das Gespräch über digitale Zwillinge mit Prof. Martin Ruskowski (Mitte) und Philip Harting (re.) wurde von Dr. Ingo Herbst (li.) moderiert, Bild: Technologie-Initiative Smart Factory KL

Digitale Zwillinge gelten als Symbol für die Konvergenz von IT und OT in der industriellen Produktion. Ein Gespräch zwischen Philip Harting, Vorstand der Harting Technologiegruppe, und Prof. Martin Ruskowski, Vorsitzender der Smartfactory, verdeutlicht die strategische Relevanz dieser Technologie für die Umsetzung von Industrie 4.0.

Industrie 4.0 erfordert Umsetzungskompetenz

„Unternehmen wie Harting, die den Blick nach vorne haben, sind extrem wichtig“, betont Fabrikvordenker Prof. Martin Ruskowski, „um die Dinge, die man sich in der Theorie ausdenkt, (...) Schritt für Schritt in der Produktion umzusetzen“. Der digitale Zwilling dient dabei als virtuelles Abbild realer Produktionskomponenten und bildet zentrale Betriebsparameter wie beispielsweise Energieverbrauch, Bewegungsradien oder Bohrgeschwindigkeiten ab. Damit wird er zur Schnittstelle zwischen Maschinenkommunikation, Simulation und Flexibilität in der Fertigung. Er steht für die Annäherung von IT und OT auf dem Shopfloor und für die Anpassungsfähigkeit der Fertigung.

Digitalisierung begegnet instabilen Lieferketten und Fachkräftemangel

Ruskowski warnt angesichts globaler Instabilitäten vor Verzögerungen: „Die Instabilität im politischen Bereich auf der Welt zwingt uns, hochflexibel Lieferketten aufzubauen. Viele Lösungen zu den aktuellen Problemen liegen bereits bei uns auf dem Tisch und warten auf ihre Anwendung.“ Dafür brauche es mutige Unternehmen. Angesichts eines prognostizierten Fachkräftemangels von einem Viertel der Arbeitskräfte in zehn Jahren fordert Ruskowski: „Da können wir nicht so weitermachen wie bisher.“ Digitalisierung könne helfen, fehlende Mitarbeitende zu kompensieren. „Wenn Industrie 4.0 bisher die Vorausentwicklung von Technologien war, geht es heute darum, genau diese Technologien in den Markt zu bringen. Wir als Smartfactory wissen, dass das funktioniert. Wir stehen jetzt genau an dieser Schwelle. Wir können kommerzialisieren, können Produkte daraus ableiten und brauchen Partner wie Harting.“

Digitale Zwillinge in der Verbindungstechnik

Philip Harting verweist auf die Rolle digitaler Zwillinge auch in einfacheren Bauteilen wie Steckverbindern. „Neben der Anzeige von Steckzyklen oder -ziehkräften kann auch gemeldet werden, wie sich die Wärme oder Feuchtigkeit an einem Kontakt entwickelt. Das hilft natürlich unseren Kunden zukünftig, dass die Anlage noch sicherer ist, man Stillstandzeiten reduziert und damit dann auch die Produktivität erhöht.“

Harting betont darüber hinaus den Nachhaltigkeitsaspekt: „Gerade im Produktentstehungsprozess werden 80 Prozent aller Folgekosten der Zukunft festgelegt. Diese Daten muss ich dem Kunden, den Ingenieuren zur Verfügung stellen, damit sie die optimale Lösung für ihr Produkt finden.“ Der Anbieter stellt daher für jedes physische Produkt einen digitalen Zwilling bereit. Dieser unterstützt nicht nur das Engineering, sondern auch Recyclingprozesse und die Wiederverwendung einzelner Bauteile.

Perspektiven für digitale Zwillinge in der Industrie

Das Gespräch zeigt: Digitale Zwillinge sind längst mehr als ein digitales Modell. Sie verknüpfen technologische, wirtschaftliche und nachhaltige Perspektiven und stehen für den nächsten Schritt in der Umsetzung von Industrie 4.0. Unternehmen wie Harting zeigen, wie sich aus Visionen konkrete Lösungen ableiten lassen.

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