
Der Wandel hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung stellt Deutschlands Verteilnetze vor erhebliche Herausforderungen. Eine aktuelle Studie von Schneider Electric und HRI zeigt, dass ein Großteil der Netzbetreiber mit deutlich steigenden Investitionen rechnet. Das gilt sowohl beim Ausbau der Kapazitäten als auch bei der Digitalisierung der Netzinfrastruktur.
Strukturwandel der Verteilnetze bis 2045 notwendig
Die Umfrage unter 105 Entscheidungsträgern von Stromnetzbetreibern verdeutlicht: Bis zum Jahr 2045 müssen Millionen neue Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen, darunter Wallboxen und Wärmepumpen, in das Stromversorgungssystem integriert werden. Der Anteil der Einspeisung aus dezentralen Quellen wird künftig bei bis zu 90 Prozent liegen. Diese Entwicklungen erhöhen die Komplexität in der Steuerung der Verteilnetze erheblich und steigern das Risiko von Engpässen.
Digitalisierung verbessert Steuerung der Verteilnetze
Ein zentraler Lösungsansatz liegt in der Digitalisierung, denn sie verbessert die Transparenz und Steuerbarkeit der Netze. Somit wird eine effizientere Integration erneuerbarer Energien sowie großer Verbrauchsanlagen ermöglicht. Technologien wie Smart Meter und intelligente Ortsnetzstationen ermöglichen eine genauere Überwachung und Steuerung der Netzlasten in Echtzeit. Laut Studie planen 87 Prozent der Befragten eine Intensivierung beim Einsatz digitaler Messsysteme. Insbesondere in der Niederspannungsebene besteht Nachholbedarf: Viele Netzbetreiber verfügen derzeit über kaum Echtzeitinformationen, was präzise Steuerungsmaßnahmen erschwert.
Hürden beim Ausbau der Verteilnetze
Die Studie nennt auch Hürden beim Ausbau der Verteilnetze: Neben Personalmangel und Engpässen in der Bauwirtschaft beklagen die Netzbetreiber insbesondere unzureichende finanzielle Spielräume und langwierige Genehmigungsverfahren. Etwa 80 Prozent der Befragten halten die bestehenden Ausbaupläne für unrealistisch. Erwartet werden klarere Rahmenbedingungen und eine effizientere Verwaltungsstruktur.
Transformationstempo stellt die Branche vor große Herausforderungen
Schneider Electric empfiehlt eine stufenweise Umstellung der Infrastruktur. So meint Caroline Pim, Vice President Power Systems DACH: „Der erste Schritt zu einem stabilen Netz ist Transparenz. Das heißt, es braucht eine Digitalisierung der Infrastruktur, damit die Netzbetreiber dann in einem zweiten Schritt eine automatisierte Netzsteuerung in Echtzeit implementieren können. Neue Schaltanlagen, wie die SF6-freien Mittelspannungsschaltanalgen der Airset-Reihe, sind ab Werk mit Energiemonitoring, Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren ausgerüstet. Aber auch im Bestand lassen sich unkompliziert kabellose Messgeräte installieren, etwa mit unseren funkbasierten Power Tags oder Temperatursensoren. So sind die Ortsnetzstationen nicht länger Black Boxes, was Energieverbrauch und -einspeisung oder den Gerätezustand angeht.“