Projekt Speaker startet Aufbau einer KI-Plattform für B2B Sprachassistenten

Dialogsysteme aus Deutschland

Auszeichnung des Speaker-Projekts beim KI-Innovationswettbewerb 2019

Sprachassistenten auf Basis von Künstlicher Intelligenz, kurz KI, die europäische Standards in puncto Datensicherheit und Datenhoheit adressieren, bieten für viele Unternehmen aus der Industrie, dem Gesundheitssektor oder Finanzwesen wichtige Zukunftsperspektiven. Unter der Leitung der Fraunhofer-Institute für Integrierte Schaltungen IIS und für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS entwickeln die Konsortialpartner des Projekts 'Speaker' ab sofort eine deutsche Sprachassistenzplattform. Ziel des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BMWi im Rahmen des KI-Innovationswettbewerbs geförderten Projekts ist es, Infrastruktur, Technologiebausteine und Standards für sprachgesteuerte Dialogsysteme für den Business-to-Business-Einsatz bereitzustellen. Zum Kick-off des Projekts kamen die beteiligten Partner Anfang April virtuell zusammen und setzten offiziell den Startschuss zur Umsetzung ihrer Sprachassistenzplattform, die in Deutschland entwickelt wird.

Die natürliche Interaktion mit Technik über Sprache wird für viele Branchen und Wirtschaftszweige immer wichtiger. In der medizinischen Behandlung etwa können Sprachdialogsysteme es Ärzte und Pfleger erleichtern, Patientendaten freihändig abzufragen, berührungslos medizinische Geräte zu bedienen und Diagnosen via Spracheingabe zu dokumentieren. In der Industrie bringen Sprachassistenten bei der digitalen Inspektion und Qualitätssicherung von Maschinen, Fahrzeugen oder Infra­strukturen große Vorteile. Service- und Verwaltungsprozesse können mit dialog­basierten Assistenten effizienter gestaltet werden. Bei allen Anwendungen gilt es jedoch, Technologie und Datensouveränität optimal in Einklang zu bringen, damit besonders deutsche Unternehmen Sprachassistenzsysteme gezielt und sicher für sich nutzen können.

Eine Sprachassistenzplattform für die deutsche Industrie

"Mit 'Speaker' schaffen wir eine maßgeschneiderte Lösung für die deutsche Industrie", sagt Dr. Joachim Köhler, Abteilungsleiter am Fraunhofer IAIS. "Dabei liegt die Daten­souveränität personenbezogener und unternehmensrelevanter Informationen allein bei den deutschen Unternehmen und entspricht europäischen Standards zur Datensicher­heit. Durch die Integration von Kerntechnologien der Fraunhofer-Institute IIS und IAIS sowie vieler renommierter Projektpartner möchten wir eine national führende Sprachassistenzplattform für Unternehmen aufbauen."

Oliver Hellmuth, Abteilungsleiter am Fraunhofer IIS ergänzt: "Speziell im B2B-Umfeld wird unsere Plattform in der Lage sein, an die jeweiligen Fachtermini, Workflows und Bedürfnisse der entsprechenden Branche angepasst zu werden. Damit können wir unseren Partnern aus Großindustrie, mittelständischen Unternehmen, Start-ups und Forschung den Einsatz von KI-Methoden in ihrem unmittelbaren Umfeld ermöglichen."

In enger Abstimmung mit den späteren Nutzern entwickeln die Projektpartner erste Pilotanwendungen, die direkt in der Praxis erprobt werden. So ist nach der dreijährigen Projektphase eine direkte Überführung der Prototypen in die produktive Anwendung vorgesehen.

Neue Möglichkeiten der Mensch-Maschine-Interaktion

Mit einer deutschen Sprachassistenzplattform wird eine neue Qualität in der Mensch-Maschine-Kommunikation möglich, die die deutsche Gesetzeslage zum Datenschutz berücksichtigt. Viele konkrete Anwendungsszenarien existieren bereits:

Ein Gesundheitslogbuch etwa soll es Patienten ermöglichen, ihren Gesundheits­zustand lückenlos und möglichst barrierefrei via natürliche Sprache zu dokumentieren. Den behandelnden Ärzten werden die darin enthaltenen Informationen zugänglich gemacht. Gerade bei der Diagnose und Behandlung von chronischen Erkrankungen ohne eindeutige Symptome, wie beispielsweise Rheuma, ist das von unschätzbarem Wert. Hier helfen KI-basierte Lösungen bei der Auswertung und Aggregation der Inhalte, um so den Medizinern eine schnelle und qualitativ hochwertige Diagnose zu erlauben.

Smarte Sprachassistenten können auch im Kundenservice nützlich sein: Rund um die Uhr stehen sie für Mandanten von Steuerberatungskanzleien für Fragen und Informa­tionen zu steuerrelevanten Themen zur Verfügung – so eines von mehreren Einsatz­szenarien im Finanzwesen. Mit Hilfe einer Sprachassistenzlösung soll auch technisches und betriebliches Personal entlastet werden: Prozesse und Interaktionen – zum Beispiel das Erstellen von Wartungsprotokollen – sollen intuitiver und robuster werden, indem bereits während der Prüfung oder Reparatur die wesentlichen Informationen per Spracheingabe hinterlegt werden. Auch komplexe Ursachenanalysen können durch die KI-Technologien unterstützt werden.

Ökosystem aus Industrie, Mittelstand, Start-ups und Forschung stellt Innovationsfähigkeit sicher

"Die Speaker-Plattform wird eingebettet in ein umfassendes Ökosystem bestehend aus Großindustrie, mittelständischen Unternehmen, Start-ups und Forschungspartnern, die eine hohe Innovationsfähigkeit sicherstellen", betont Oliver Hellmuth. Der Aufbau der Plattform und des Ökosystems wird durch die Fraunhofer-Institute IAIS und IIS gewährleistet, die bereits über entsprechende Technologien und langjährige Erfahrungen im Bereich Sprachassistenztechnologien, Plattformen (z. B. AI4EU – European Artificial Intelligence On-Demand Platform) und weltweite Vermarktungs­strategien für Sprach- und Audiotechnologien (z. B. mp3) verfügen.

Zum Projekt-Auftakt kamen über 50 Vertreter des Speaker-Konsor­tiums virtuell zusammen, darunter die Konsortialführer (Fraunhofer IAIS und Fraunhofer IIS), der Fördergeber (BMWi), der Projektträger (DLR), die Begleitforschung (Institut für Innovation und Technik (iit), LoeschHundLiepold Kommunikations GmbH (LHLK), KI Bundesverband e.V.) und natürlich die Vertretungen der Konsortialpartner. Anlässlich des Projekt-Kick-offs präsentierten die Partner ihre Anwendungen und Technologie­komponenten, die sie in das Projekt einbringen. Erstmals wurde auch der geplante funktionale Umfang der zukünftigen Sprachassistenzplattform vorgestellt, der auf den zuvor ermittelten Anwendungsfällen der Partner basiert.

Am 1. April 2020 begann offiziell die Umsetzungsphase des Projekts. Das Projekt wurde 2019 beim Innovationswettbewerb "Künstliche Intelligenz als Treiber für volkswirt­schaftlich relevante Ökosysteme" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) als eines von 16 herausragenden Konzepten ausgezeichnet.