Lagerrobotik weiter auf Wachstumskurs in der Intralogistik

Fahrerlose Transportsysteme und autonome mobile Roboter auf der Logimat 2023

Fahrerloses Transportsystem

Flexibilität, Fachkräftemangel und überschaubare Investitionskosten haben die Nachfrage nach Lagerrobotik in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. Der Trend zu Industrierobotern und vor allem autonom fahrenden Fahrzeugen in der Intralogistik setzt sich fort. Auf der Logimat 2023 präsentieren die Robotik-Spezialisten sowie Anlagenbauer, Systemintegratoren und Flurförderzeuge-Hersteller die aktuellen Lösungen für Flexibilität und Effizienzsteigerungen durch den Einsatz von Industrie- und Servicerobotern in der Intralogistik.

Das Marktsegment der autonomen mobilen Roboter (kurz AMR), Shuttles, Co- und Carrybots sowie der fahrerlosen Transportfahrzeuge (kurz FTF) für die Lagerlogistik hat einen Reifegrad erreicht, der die Nachfrage fördert und die Anbieter wirtschaftlich wachsen lässt. Die stabile Technologie, zunehmende Akzeptanz und die Leistungsfähigkeit der Geräte im Arbeitsumfeld fördern zudem die kontinuierliche Weiterentwicklung von AMR und FTF in Richtung vollständig autonom fahrender Transportgeräte und den „Griff in die Kiste“. „Getrieben von Fachkräftemangel und Kosteneinsparungen sowie Flexibilität durch skalierbare Systemkonzepte zeigt der Nachfragetrend in der Intralogistik weiterhin Richtung Materialtransporte ohne fest verbaute, stationäre Fördertechnik. AMR und FTF agieren und interagieren mit Gabelstaplern, anderen mobilen Robotern und Menschen“, erklärt Messeleiter Michael Ruchty von Euroexpo. Vor dem Hintergrund des dynamischen Wachstums der Lagerrobotik hat der Veranstalter daher in diesem Jahr konzentriert mit der Halle 6 für Industrie- und Serviceroboter reserviert. Damit wurde die Ausstellungsfläche von insgesamt 10.500 Quadratmeter gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt.

In Halle 6 zeigen die Aussteller mit ihren jüngsten Entwicklungen die Neuheiten für zukunfts- und investitionssichere Lösungen bei den Lagerrobotern. Dort sind unter anderem die neuen stationären und mobilen Pick- und kollaborativen Roboter mit KI-basiertem Bildverarbeitungsprogramm sowie erste vollautonome FTF sowohl für die innerbetrieblichen Transporte als auch für den Außenbereich zu sehen. „Für Transportroboter im Außenbereich, etwa bei der Zustellung auf der letzten Meile, besteht nach Expertenansicht ein neues starkes Marktpotenzial“, sagt Messeleiter Ruchty. „Die Entwicklungen in diesem Bereich werden von den regulatorischen Rahmenbedingungen abhängen, die gegenwärtig einen großflächigen Einsatz solcher Roboter in den meisten Ländern noch nicht ermöglichen.“ Mit der Thematik befassen sich zwei Fachforen und Fachvorträge im Rahmenprogramm der Logimat 2023.

FTF für den Innen- und Außenbereich

Mit seinen Exponaten zeigt Movanis neue autonome FTF, die sowohl für den Innen- als auch für den Außenbereich von Firmengeländen konzipiert sind. Die Modellangebote des belgischen Unternehmens für serielle Lagertransporte verwenden eigenentwickelte Lithium-Ionen-Batterien mit einer Ladezeit von zwölf Minuten. Die Geräte verfügen über automatische Palettenerkennung und sind für den Außenbereich mit speziellen Algorithmen programmiert, die abgenutzte Böden, unebene Flächen und Gefälle erkennen und die Fahrzeuge entsprechend ausrichten. EK Robotics feiert in diesem Jahr auf der Messe die Premiere ihres FTS-Tool Robot Operation Center und stellt in Showcases die mit Awards ausgezeichneten Transportroboter Vario Move und die 2-in-1-Transportplattform für AGV und AMR-Systeme „X MOVE“ vor. Neue FTF sind bei DS Automation in Live-Vorführungen zu sehen. Präsentiert werden das modulare Radarm-FTF Lucy, der fahrerlose Mittelgewichts-Gegengewichtsstapler Amadeus Counter und das Unterfahr-FTF Oscar Omni mit omnidirektionaler Antriebstechnik, die alle vollständig VDA5050-ready sind. Mit der neuen Generation des autonomen FTF „L1200S“ kommt Grenzebach Maschinenbau nach Stuttgart. Mit Lasten von bis zu 1.200 Kilogramm bietet die Neuauflage im Vergleich zum Vorgängermodell die doppelte Transportgeschwindigkeit. Tarqan Robotics stellt den neuen Fulfillment-Roboter Tarqan Mark 3.0 vor.

Sensorik, KI und Bildverarbeitung erweitern Einsatzmöglichkeiten

Wie die Hersteller mit Einbindung moderne Technologien wie Sensorik, Bildverarbeitung und Künstlicher Intelligenz (KI) Leistung und Einsatzszenarien von Lagerrobotern kontinuierlich weiterentwickeln, belegt auf der Logimat 2023 unter anderem die niederländische Movigo Robotics Sie reist mit dem FTF „Ŝharko5“ an, das mit seinen kurzen Gabeln speziell auf Transporte von Halbeuropaletten ausgelegt ist. Mit der integrierten Bildverarbeitungstechnologie werden Standorte verwaltet, Paletten erkannt und automatisch Aufgaben erstellt. Überdies kann das Fahrzeug Paletten verwiegen. In allen Prozessen arbeitet das Gerät adaptiv und passt sich an die Gegebenheiten an. Das Kamera-Kit verweist zudem auf einen weiteren Trend im Bereich der Lagerrobitik: die Verlagerung der Entwicklungsschwerpunkte in Richtung Software. Weil die Lösungen mit ihrem hohen Reifegrad weitgehend stabil entwickelt sind, agieren viele Neueinsteiger nach dem Muster von Systemintegratoren, kaufen Serviceroboter von Dritten zu, kombinieren verschiedene Komponenten und entwickeln vor allem Software, um neue Lösungen und Optimierungen zu schaffen. Diesem Muster folgen auch Roboterhersteller und Softwareentwickler.

Synaos etwa bedient mit ihrer Intralogistics Management Platform drei Lösungsszenarien: Mobile Robot Fleet Management, real-time Localization sowie Warehouse Execution. Mit der Plattform lassen sich mobile Roboter auf Basis ihrer Echtzeit-Daten zentral steuern. W. Gessmann präsentiert ihren AMR Gessbot mit einer Flottenmanagement-Software. Damit lassen sich beliebige Stationen anlegen, Routen definieren sowie Fahrtrichtung und Fahrgeschwindigkeit bestimmen. Das System kann auf Wunsch in übergeordnete Steuerungen (MES) eingebunden und so etwa in komplexe Produktionsabläufe integriert werden. Sevensense Robotics hat mit Alphasense Autonomy eine Navigationslösung für mobile Roboter entwickelt. Das Navigationssystem vereint Software mit Kamera-Hardware und ermöglicht FTF-Positionierung über Visual Slam mit KI-Technologie für die Routenplanung sowie Objekterkennung und -umfahrung.

Industrieroboter zur Kooperation von Mensch und Maschine

Neben der Konzentration der Anbieter von Lagerrobotern in Halle 6 zeigen in weiteren Hallen die Anlagenbauer, Systemintegratoren und Flurförderzeuge-Hersteller auf ihren Messeständen ihre aktuellen Entwicklungen im Bereich der Lagerroboter. Im Fokus auch dort Performance- und Durchsatzsteigerungen sowie die Erweiterung von Einsatzfeldern und Flexibilität durch Skalierbarkeit der Systeme. So präsentiert etwa Mobile Industrial Robots den AMR Mir250 in verschiedenen aktuellen Versionen. In der Ausstattung mit Shelf Carrier nimmt der Roboter Gestelle, Trolleys, Wagen und andere Vorrichtungen mit Rädern oder Rollen selbstständig auf, transportiert sie und setzt sie am Zielpunkt eigenständig wieder ab. Still stellt neben neuen Staplern unter anderem den automatisierten Hochhubwagen „EXV Igo Systems“ und einen AMR der ACH-Serie vor, die im Zusammenspiel einen vollautomatisierten, fahrerlos geführten Materialfluss abbilden.
FM Systeme präsentiert erstmals einen kognitiven Roboter. Der Industrieroboter unterstützt in Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine Pick & Place-Tätigkeiten in der Kommissionierung. Ähnlich die vollautomatisierte Roboter-Kommissionierlösung Gripp der Inther Group. Sie wird auf der Logimat 2023 erstmals in einer Live-Demonstration vorgestellt. Unterstützt von Bildverarbeitungstechnologie und Anwendungen der künstlichen Intelligenz soll der Pickroboter eine Performance von bis zu 1.200 einzelnen Produkten pro Stunde bieten. Mit einer Weiterentwicklung ihrer Piece-Picking-Applikation zeigt auch SSI Schäfer einen Industrieroboter für vollautomatisierte Einzelstückkommissionierung. Das Gerät verfügt über patentierte Greifpunkt-Berechnung, KI-gestützte Objekterkennung, 100-prozentige Produktverifizierung und zusätzliche Funktionen wie Pick & Place.

Effizienzvorteile durch Lagerrobotik

Mit ihren Neuentwicklungen für intelligent platzierte Industrieroboter und den jüngsten Entwicklungen bei den Servicerobotern für die Intralogistik unterstreichen die internationalen Aussteller auf der Logimat 2023 die vielfältigen Einsatzpotenziale und Effizienzvorteile, die sich durch Robotik in der Intralogistik noch erschließen lassen. „Die rasanten Entwicklungen bei Sensorik, Scanner-Technologie und Software haben den Geräten nicht nur weitere Einsatzmöglichkeiten und mehr Sicherheit erschlossen“, resümiert Messeleiter Ruchty. „Sie sind inzwischen auch mit überschaubaren Investitionen als Komponenten flexibel skalierbarer Lösungen und ohne Änderungen an der Gebäudeinfrastruktur relativ einfach zu implementieren. Damit wird die Marktdurchdringung der Systeme auf absehbare Zeit weiter steigen.“
 

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