Die Robotik- und Automationsbranche in Deutschland wird 2021 mit 13,4 Milliarden Euro ein Umsatzplus von 11 Prozent erwirtschaften - so die Prognose des VDMA-Fachverbands R+A. Green-Technology-Strategien sind wichtige Treiber für die wirtschaftliche Erholung. Dagegen verlief das Jahr 2020 insbesondere unter dem Eindruck der Corona-Pandemie noch deutlich negativ, wenngleich der Umsatzrückgang im In- und Auslandsgeschäft mit minus 18 Prozent moderater ausfiel als erwartet.
„Die Prognose für das laufende Jahr zeigt eine kräftige Erholung und bedeutet eine positive Trendwende für die Branche“, sagt Wilfried Eberhardt, Vorsitzender von VDMA Robotik + Automation. „Insbesondere die Auftragsbücher füllen sich derzeit schnell. Noch bessere Umsatzzahlen sind realisierbar, sollten die aktuellen Lieferengpässe bei Schlüsselkomponenten zügig beseitigt werden. Die Perspektive bis ins Jahr 2022 hinein ist ausgezeichnet, da jetzt anlaufende komplexe Projekte erst zeitverzögert fakturiert werden. Mit der aktuellen Dynamik stehen deshalb die Chancen gut, bereits im nächsten Jahr das Rekordergebnis aus dem Jahre 2018 zu erreichen oder sogar zu übertreffen“, erläutert Eberhardt.
Die drei Teilbranchen entwickelten sich 2020 unterschiedlich: Der Umsatz der Robotik verringerte sich um 23 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Integrated Assembly Solutions verzeichnete einen Umsatzrückgang von 20 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Die Sparte Industrielle Bildverarbeitung verlor vergleichsweise geringe 4 Prozent: Der Branchenumsatz erreichte hier 2,6 Milliarden Euro. Insgesamt ging der Umsatz der Robotik und Automation um 18 Prozent zurück. VDMA Robotik + Automation prognostiziert für 2021 die kräftigste Umsatzerholung für die Sparte Robotik mit einem Plus von 15 Prozent - gefolgt von den Integrated Assembly Solutions mit plus 10 Prozent und der Industriellen Bildverarbeitung mit plus 7 Prozent. „Für die gesamte Robotik und Automation erwarten wir ein Umsatzplus im laufenden Jahr von 11 Prozent“ sagt Eberhard.
Die Nachfrage für Robotik- und Automationstechnologien steht im Zeichen starker Nachholeffekte: Investitionen wurden im Verlauf der Coronakrise verschoben und füllen jetzt die Auftragsbücher. Der gesellschaftliche Umbau auf dem Weg zur Klimaneutralität und nachhaltiger Nutzung von Ressourcen sorgt zudem für Neugeschäft: Robotik und Automation erweisen sich zunehmend als Schlüsseltechnologien.
Dazu werden drei Beispiele genannt:
Ein beeindruckendes Beispiel für Robotik und Automation im Energiesektor ist aktuell der Bau eines der größten Sonnenkraftwerke der Welt. Die Konstanzer Firma RCT Solutions liefert in diesem Projekt Produktions-Know-how und Technologie „Made in Germany“. Dem Bauherrn und Betreiber in der Türkei, einer der größten Baukonzerne des Landes, helfen die Experten vom Bodensee, sich von internationalen Lieferketten für Solarpanels zu entkoppeln. Im ersten Schritt fertigt eine eigens aufgebaute Industrie 4.0 Fabrik in Ankara 3,5 Millionen Solarmodule. In einem Photovoltaik-Kraftwerk im 260 Kilometer entfernt gelegenen Konya werden diese Panels aus eigener Herstellung direkt nach ihrer Produktion installiert. Ziel ist, in der letzten Ausbauphase 1 GW Strom aus Sonnenenergie zu erzeugen - im sechstgrößten Sonnenkraftwerk der Welt. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 1,1 Milliarden Euro.
„In vielen europäischen Ländern denkt man derzeit darüber nach, wieder eine komplette Photovoltaik-Wertschöpfungskette aufzubauen, die alle Produktionsschritte umfasst“, sagt Peter Fath, CEO von RCT Solutions. „In der Türkei hat man jetzt gezeigt, dass es funktioniert. In der Fabrik in Ankara sind damit bereits 1.400 neue Arbeitsplätze entstanden.“ „Das Sonnenkraftwerk in Konya zeigt, wo die Reise hingeht“, ergänzt Patrick Schwarzkopf, Geschäftsführer VDMA-Fachverband Robotik + Automation. „Es geht nun darum, die ambitionierten Klimaziele auch in der Realität zu erreichen. Dazu müssen wir erneuerbare Energien und Umwelttechnologien in bisher ungekannten Dimensionen skalieren. Robotik und Automation ermöglicht uns dies mit höchster Qualität und wettbewerbsfähigen Kosten.“