
In Deutschland fehlen weiterhin über 100.000 IT-Fachkräfte. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie sind derzeit rund 109.000 Positionen unbesetzt. Zwar liegt die Zahl unter dem Höchststand von 149.000 vor zwei Jahren, doch sehen 85 Prozent der befragten Unternehmen keinen nachhaltigen Rückgang des Mangels. Fast acht von zehn Unternehmen erwarten sogar eine weitere Verschärfung. Die repräsentative Befragung von 855 Firmen aller Branchen zeigt: Nur vier Prozent melden ein Überangebot an IT-Personal, zehn Prozent halten die Versorgungslage für ausreichend. Haupttreiber für den Bedarf sind die fortschreitende Digitalisierung in Wirtschaft, Verwaltung und Behörden sowie der demografische Wandel.
Unternehmen reagieren unterschiedlich auf IT-Fachkräfte-Mangel
Trotz steigenden Bedarfs haben sechs Prozent der Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten IT-Personal abgebaut. Vierzehn Prozent rechnen mit weiteren Kürzungen im kommenden Jahr. Gleichzeitig hoffen mehr als die Hälfte der Unternehmen, künftig leichter qualifizierte IT-Fachkräfte zu finden, weil andere Betriebe Stellen streichen.
Ein Viertel der IT-Stellen wird inzwischen mit Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern besetzt. Neben berufspraktischer Erfahrung setzen viele Unternehmen auf Weiterbildungsprogramme (31 Prozent) oder spezielle Maßnahmen für den Quereinstieg (22 Prozent). Allerdings ergreifen 29 Prozent derzeit keine gezielten Gegenmaßnahmen.
Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte
Acht Prozent der Unternehmen setzen künstliche Intelligenz gezielt ein, um fehlende IT-Fachkräfte zu kompensieren. Dabei erwarten 42 Prozent, dass KI zusätzlichen Personalbedarf schafft, während 27 Prozent mit Stellenabbau rechnen. Knapp die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass durch KI neue Berufsbilder entstehen. Ein Viertel sieht künftig keine Nachfrage mehr nach IT-Personal ohne KI-Kenntnisse.
Hürden bei der Stellenbesetzung
Die Besetzung einer offenen IT-Stelle dauert durchschnittlich 7,7 Monate. Hauptprobleme sind laut Umfrage nicht passende Gehaltsvorstellungen (63 Prozent), mangelnde Umzugsbereitschaft (44 Prozent) und fehlende Flexibilität bei Arbeitsmodellen. Auch unzureichende Soft-Skills, Sprachkenntnisse und fehlende Bewerbungen zählen zu den Hindernissen.
Blick ins Ausland: IT-Fachkräfte als Zielgruppe
Nur 14 Prozent der Unternehmen rekrutieren derzeit aktiv IT-Fachkräfte im Ausland. Ein Viertel plant dies künftig, getrieben auch durch veränderte Rahmenbedingungen in den USA. Politisch sehen die Unternehmen besonders in einer wöchentlichen statt täglichen Höchstarbeitszeit, einer erleichterten Fachkräfteeinwanderung und der sogenannten Aktiv-Rente wirksame Ansätze, um den Arbeitsmarkt zu entlasten.
Bitkom plädiert zudem für eine zentrale „Work-and-stay-Agentur“ zur besseren Koordination internationaler Bewerbungen und für eine konsequente Digitalisierung der Einwanderungsprozesse.