ZVEI: Weltweiter Halbleitermarkt verdoppelt sich bis 2030 auf eine Billion Dollar

EU Chips Act: Investitionen in Halbleiterindustrie fördern

Trotz Schwankungen wächst der Halbleitermarkt exponentiell und wird 2030 voraussichtlich eine Billion Dollar überschreiten

Der Halbleitermarkt unterliegt enormen Schwankungen. Pandemiebedingt ist 2021 die Nachfrage nach Halbleitern durch den Homeoffice-Trend und die daraus resultierenden Anschaffungen von Laptops und Smartphones massiv angestiegen. Auch wenn dieser Run bereits etwas nachgelassen hat, ist der Halbleitermarkt dennoch von exponentiellem Wachstum geprägt. In den zehn Jahren von 2012 bis 2022 konnte sich der Umsatz von 250 Milliarden auf 500 Milliarden Dollar verdoppeln. Bis die Schwelle von einer Billion Dollar erreicht wird, werden voraussichtlich nur noch sieben Jahre vergehen.

„Der globale Halbleitermarkt wird sich bis 2030 auf rund eine Billion Dollar verdoppeln. Obwohl der Halbleitermarkt derzeit ein typisch zyklisches Verhalten zeigt, bei dem kurzfristig Überkapazitäten aufgebaut werden, steht die Chip-Rallye der vergangenen Jahre noch nicht vor ihrem Ende“, ist sich Robert Kraus, Vorsitzender der ZVEI-Fachgruppe Halbleiter und CEO von Inova Semiconductors, anlässlich eines Pressegesprächs des ZVEI sicher.

Weiterhin sind die Lieferzeiten von Chips für einzelne Produktgruppen kritisch und die Nachfrage hoch. Daran wird sich aus Sicht des ZVEI langfristig nichts ändern, denn der Bedarf an Chips - besonders in den für die Märkte Auto und Industrie relevanten Strukturgrößen - bleibt ungebrochen hoch. „Sowohl die weitere Digitalisierung als auch die grüne Transformation mit ihrer großen Nachfrage nach CO2-mindernden Technologien treiben dieses hohe Wachstum langfristig“, so Robert Kraus. 2022 wurden weltweit Chips im Wert von etwa 580 Milliarden Dollar produziert, doch nur knapp zehn Prozent davon in Europa.

Europäischer Halbleitermarkt braucht technologische Souveränität

Sämtliche Regionen der Welt, in denen Teile der Halbleiterindustrie beheimatet sind, stellen heute die Weichen richtig, um ihre Konkurrenzfähigkeit zu verbessern. „Europa läuft dagegen Gefahr, abgehängt zu werden, weil unter anderem die Auswirkungen des EU Chips Act zu spät erfolgen. Fakt ist, dass sich Europa als Halbleiter-Region nicht wird halten können, wenn nicht umgehend die notwendigen Rahmenbedingungen für Investitionen in Europa installiert werden“, befürchtet Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Bereits im Herbst 2021 wurde der EU Chips Act angekündigt. Er verfolgt das Ziel, den Anteil Europas am globalen Halbleitermarkt auf 20 Prozent bis 2030 zu verdoppeln. So soll ein Beitrag zur technologischen Souveränität Europas geleistet werden.

43 Milliarden Euro für den EU Chips Act

Benchmark für Europa sollte der US Chips and Science Act sein, der ein Volumen von etwa 270 Milliarden Dollar umfasst. Europa spricht derzeit von 43 Milliarden Euro, die für den EU Chips Act eingesetzt werden sollen, wobei es sich bei dieser Summe nur zum kleinen Teil um vollständig neu allokierte Finanzmittel handelt. Die EU-Kommission setzt bislang nahezu ausschließlich auf die Unterstützung durch die Mitgliedsstaaten. Ohne erhebliche zusätzliche Investitionen der öffentlichen Seite, auch durch die Anwendung des angekündigten European Sovereignty Fund, sowie ohne Investitionsanreize für die private Seite, wird es trotz des European Chips Acts zu einer Verfehlung des 20-Prozent-Ziels Europas und einer weiteren Schwächung Europas als Investitionsstandort kommen. „Europa braucht jetzt eine Standortpolitik, die Investitionen zielgerichtet fördert. Ziel muss sein, ein international wettbewerbsfähiges Mikroelektronik-Ökosystem in Europa auszubauen. Dafür muss die EU den vor weit mehr als einem Jahr angekündigten Chips Act jetzt mit höchster Priorität umsetzen und Investitionen in die Halbleiterindustrie anreizen“, so Wolfgang Weber abschließend.
 

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