EAD-Talk: „Mit KI und Optik arbeitet der Cobot mit Faktor 10“

Marcel Kiessling, Geschäftsführer bei Gerhard Schubert, im Gespräch mit EAD-portal.de über additive Fertigung künstliche Intelligenz, die Robotern das Sehen beibringt

Marcel Kiessling, Geschäftsführer bei Gerhard Schubert für Verkauf und Service

Wie schafft es ein deutscher Maschinenbauer für Verpackungsanlagen, zum gefragten Arbeitspartner hinsichtlich additiver Fertigung, vorausschauender Wartung oder gar kooperativer Roboter zu werden? Marcel Kiessling von Gerhard Schubert sprach mit EAD-portal.de über 3D-Druck, der Kunden Flexibilität im Produktionsprozess schenkt, hochsichere Plattformen, die Produktionsstillstände verhindern und vor allem über den Cobot „Tog.519“, der zehnmal so schnell arbeitet wie herkömmliche kollaborative Robotersysteme.

Herr Kiessling, was gibt es Neues bei Gerhard Schubert?

Wir haben 2019 ein weiteres Rekordjahr mit zweistelligem Auftragswachstum bei Gerhard Schubert verzeichnet. Für uns war der Ausbau des nordamerikanischen Marktes sehr wichtig. Dort haben wir kräftig investiert. Die neue Führungsmannschaft kennt die Schubert Technologie seit vielen Jahren und hat uns in Amerika auf ein ganz neues Kompetenzniveau gehoben. Wir wollten die Bekanntheit in den letzten drei Jahren deutlich steigern. Das haben wir geschafft. 2019 haben wir in der Region 75 Millionen Euro Umsatz erzielt. Das macht ungefähr ein Drittel unserer Gesamtleistung aus. Auch der Service wächst kontinuierlich.

Das Thema Internationalisierung konnten wir auch in Asien weiter vorantreiben. In China wurde mit Schubert Robotics Shanghai ein Unternehmen ins Leben gerufen, das uns als Vertriebs- und Servicestützpunkt für den chinesischen Markt dient. Langfristig gehen wir davon aus, dass China und andere asiatische Länder die gleiche Bedeutung für Automatisierung bekommen werden, wie Zentraleuropa oder Nordamerika. Ein weiterer Höhepunkt war die Gründung des Tochterunternehmen Schubert Additive Solutions für 3D-Beratungsleistungen, sowie alle Lösungen rund um 3D-Druck.

Enorm wichtig sind Innovationen für Schubert. Diese treiben wir anwendungsbezogen voran. Das geschieht häufig auf Kundenwunsch, um Produktions- oder Verpackungsprozesse zu automatisieren. Ein Beispiel ist unsere neue Roboterkinematik. Diese kommt in einem Delta-Roboter zum Einsatz, der von Schubert für Pick- and Place-Anwendungen entwickelt und patentiert wurde.

Der Trend zur individuellen Kundenlösung ist ungebrochen. Um kleine Produktserien oder gar Losgröße 1 bieten zu können, braucht es flexible Ansätze. Wie reagiert Ihr Unternehmen hierauf?

Beim Thema Additive Fertigung sind wir wirklich gut. Das eingangs erwähnte Tochterunternehmen Schubert Additive Solutions berät nicht nur bei der Einführung von 3D-Druck, sondern konstruiert auch 3D-Teile. Diese lassen sich auf eine digitale Plattform hochladen. So haben Hersteller die Möglichkeit, direkt vor Ort additiv zu fertigen. Wir bieten unseren Kunden ein Starterpaket, das einen 3D-Drucker beinhaltet. Zudem ist ein Data-Interface inkludiert, das von uns entwickelte GS-Gate. Es transportiert die Daten sicher auf die Plattform zum Drucker. Abgerundet wird das Paket mit einer Grundschulung für Drucker und Plattform. Danach gibt es ein nutzungsabhängiges Modell. Der Kunde zahlt hier für die Anzahl der Druckjobs.

Jährlich verarbeiten wir mehr als 40.000 3D-gedruckter Teile bei Schubert, vor allem in den Werkzeugen für unsere Maschinen. Davon drucken wir derzeit bereits 20 Prozent selbst. Hierbei haben wir einen sehr großen Erfahrungsschatz gesammelt, über den nur wenige Unternehmen in Deutschland verfügen. So sehen unsere Kunden, dass unser Angebot auf einem soliden Praxisfundament beruht und wir über entsprechende Beratungskompetenz verfügen.

Ein Kosmetikkunde von uns kann seine Formatteile direkt vor Ort drucken. Das bietet Vorteile für Supply Chain, Lagerhaltung, Schnelligkeit und alle damit verbundenen Kostenvorteile. Sie drucken vorwiegend Formatteile für die Werkzeuge, um unterschiedliche Produkt- und Verpackungsformate anzupassen. Aber auch Ersatz- und Verschleißteile, hier lassen sich über 3D-Druck auch so genannte Pflasterlösungen umsetzen. Der Kunde kann so im Reparaturfall schnell weiterarbeiten. Das verschafft Zeit, um das defekte Teil zu einem späteren Zeitpunkt gegen ein konventionell gefertigtes Ersatzteil auszutauschen.

Rund fünf Prozent einer Schubert-Maschine sind schätzungsweise 3D-druckfähig. Es gilt, die sinnvollen Teile zu identifizieren. Diese konstruieren wir und stellen sie dem Kunden über die digitale Plattform zur Verfügung. Wichtig ist, dass der 3D-Druck für den Kunden einen Mehrwert hat, beispielsweise um zeitnah für saisonale Aktionen neue Formate mit den vorhandenen Maschinen zu realisieren.

In Dresden wurde ein neuer Forschungsstandort für die Entwicklung von Robotern eröffnet. Die neue Einheit heißt Schubert Motion und ist ein Zusammenschluss mit dem Start-Up Revobotik. Welche Ziele verfolgt dieser Bereich und welcher zeitliche Rahmen wurde gesteckt, in dem erste Ergebnisse geliefert werden sollen?

Schubert Motion ist durch die Übernahme eines Start-Ups von der TU Dresden entstanden. Unter der Leitung des Gründers Michael Döring fokussiert sich die Forschung und Entwicklung auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz in Verbindung mit Robotik. In diesem Hochtechnologiebereich geht es darum, dass wir mit KI die Roboterbahnen bzw. die Bewegung der Roboter optimieren: Für höhere Leistungen, indem wir Schwingungen reduzieren. Oder alternativ steigern wir die Energieeffizienz des Roboters, weil wir bessere Bewegungsabläufe nutzen.

Lesen Sie hier mehr über die Intensivierung von Präventivwartung und warum der Cobot "Tog.519" zehnmal schneller arbeitet als seine Roboterkollegen...

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