VDMA zur Gaskrise: Maschinen- und Anlagenbau zwischen Machen und Bangen

Betroffen ist der Maschinen- und Anlagenbau häufig bei Produktionsprozessen mit Wärme

Der Maschinen- und Anlagenbau bereitet sich mit einer Vielzahl von Maßnahmen auf die drohende Gasknappheit im Winter vor. Die Branche rüstet auch andere Unternehmen um, wobei die Umstellung auf andere Energieträger im Fokus steht. Laut VDMA könnte eine längere Gasrationierung viele Betriebe in Schwierigkeiten bringen. „Gas sparen oder ersetzen ist in industriellen Prozessen nur mit Hilfe von Technologien aus dem Maschinen- und Anlagenbau zu machen“, sagt Matthias Zelinger, Leiter Klima & Energie im VDMA. „Deshalb werden aktuell im ganzen Land Gasbrenner in Industrieöfen und Wärmeprozessen modifiziert, werden Steuerungen neu programmiert und Anlagen zum Gasmischen installiert.“

Gerade die Umstellung von Prozessen auf andere Energieträger - vor allem auf Öl, Propan-Butan-Gas, Biogas und Strom - ist kurzfristig gefragt, um die Erdgas-Abhängigkeit zu reduzieren. „Das gilt für energieintensive Kundengruppen, aber auch für den Maschinenbau selbst. Im Durchschnitt ist die unsere Industrie zwar kein Großverbraucher. Aber das Gas wird in entscheidenden Produktionsschritten eingesetzt, deshalb ist auch die Investitionsbereitschaft hoch“, erläutert Zelinger.

Das darf den Blick aber nicht davor verschließen, dass die Unternehmen erheblichen Belastungen ihrer Kostenstruktur durch steigende Energiepreise und die kommende Gasumlage ausgesetzt sind. Betroffen ist der Maschinen- und Anlagebau häufig bei Produktionsprozessen mit Wärme: Ohne thermische Behandlung gibt es zum Beispiel keine gehärteten Zahnräder und damit auch keine Getriebe für Windanlagen oder Erntemaschinen. Das Gleiche gilt aber auch für dauerhafte Lackierungen, spannungsfreie Gussteile und viele andere Produkte und Prozesse. Mittelfristig gibt es erhebliches Einsparpotential durch mehr Abwärmenutzung, diese erfordert aber mehr Planung und wird eher sukzessive eingesetzt.

Längere Gasrationierung bedroht Lieferketten

Der VDMA-Energieexperte warnt: „Die Aufgabe ist keineswegs schon bewältigt: Zwar können viele Maschinen- und Anlagenbauer eine kurzzeitige Reduzierung der an sie gelieferten Gasmenge um 20 bis 40 Prozent wohl bewältigen. Aber eine längere Gasrationierung würde viele Unternehmen trotz Investitionsbereitschaft noch in erhebliche Schwierigkeiten bringen. Engpässe liegen vor allem in der Verfügbarkeit der Komponenten. Hinzu kommt die hohe Auslastung der spezialisierten Maschinenbau-Firmen, deren Kapazitäten nicht einfach zu steigern sind.“ Für dieses Jahr drohe noch, dass bei einer längeren Reduzierung der Gasmengen - zum Beispiel um 50 Prozent - viele Lieferketten reißen. „Eigene Investitionen sind das eine, die Umsetzung und die Lieferfähigkeit unserer Lieferanten beispielsweise aus der Stahl-, Halbleiter- oder Chemiebranche das andere“, sagt Zelinger.

Flexible Regeln am Arbeitsplatz notwendig

Weitere erhebliche Herausforderungen liegen nach Ansicht des VDMA auf Behördenseite. Brennstoffwechsel erfordern oft neue Genehmigungen der Anlagen. „Obwohl der Bund hier maximale Flexibilität zeigt, ist diese noch nicht überall bis zu den regionalen Behörden umgesetzt und manchmal auch mit rechtlichen Risiken für die Unternehmen verbunden.“ Hinzu kommen Fragen rund um die Arbeitsplatztemperaturen, hier gelten klare Regelungen für Arbeitsplätze. Dazu sind viele Betriebe im Gespräch mit den Mitarbeitenden, am Ende werde es aber ohne flexiblere Regeln nur geringe Einsparungen geben. „Raumwärme gehört zu den größten Gasverbrauchern in der Branche, da braucht es schnelle Lösungen“, fordert der VDMA-Energieexperte.
 

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